"Sie meinen es politisch!" 100 Jahre Frauenwahlrecht > Sozialdemokratisches Parteilokal

Abreissblatt: Therese SchlesingerAbreissblatt: Therese Schlesinger
Abreissblatt: Anna Boschek

Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) verankerte als erste Partei 1892 das allgemeine Wahlrecht ohne Unterschied des Geschlechts im Parteiprogramm. Sie forderte es auf Versammlungen und in Aufmärschen am Ersten Mai sowie am Frauentag. Neben den Sozialdemokratinnen setzten sich auch bürgerlich-liberale Frauenstimmrechtsaktivistinnen für das Frauenwahlrecht ein. Vertreterinnen der katholischen und deutschnationalen Frauenbewegungen lehnten hingegen eine Einführung ab. Die Frauenorganisationen der SDAP diskutierten frauenpolitische Forderungen und schulten ihre Mitglieder für politische Tätigkeiten in- und außerhalb der Partei.

Kampf ums Frauenwahlrecht

Am 1. Oktober 1893 wurde auf der ersten Frauenversammlung der SDAP in der Penzinger Au das Frauenwahlrecht gefordert. Nach 1900 rückte der Kampf für das allgemeine Männerwahlrecht in den Vordergrund, die Genossinnen stellten ihre Anliegen zurück. Ab 1911 war die Forderung nach politischer Gleichberechtigung von Frauen und Männern zentrales Thema bei den ab nun stattfindenden Feiern zum Internationalen Frauentag.

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Frauenfrage als Schulungsfrage

Für ihre Tätigkeiten in Gewerkschaften und als Betriebs- oder Gemeinderätinnen mussten sich Frauen politische Fertigkeiten aneignen wie zum Beispiel sich auszudrücken und zu argumentieren. In Bildungsvereinen und sogenannten Frauenschulen konnten sie sich daneben auch mit den Grundsätzen der Partei auseinandersetzen und Vorträge zu aktuellen Themen hören. Solche Einrichtungen waren seit dem 19. Jahrhundert zentrale Bildungsstätten für Arbeiter*innen.

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Allgemeines Wahlrecht ist gleich Männerwahlrecht?

1907 wurde das allgemeine und gleiche Wahlrecht für den Reichsrat eingeführt – allerdings nur für Männer. Dass im vorangegangenen Kampf um die Abschaffung des ungleichen Wahlrechts der Monarchie das Wahlrecht der Frauen fallen gelassen wurde, prägte die Erinnerung: Generationen von Schüler*innen lernten, dass 1907 das allgemeine Wahlrecht eingeführt worden war, obwohl Frauen noch über ein Jahrzehnt auf dieses Recht warten mussten.

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