"Sie meinen es politisch!" 100 Jahre Frauenwahlrecht > Straße

Von der Französischen Revolution zur Revolution von 1848

Die Straße ist nicht nur Raum der alltäglichen Wege, sondern auch Bühne für politische Auseinandersetzungen. Obwohl Arbeiterinnen, Dienstbotinnen und Marktfrauen auf der Straße ihren Besorgungen nachgingen, galt der öffentliche Raum im 19. Jahrhundert als männlich. In diesem Spannungsfeld bewegten sich Frauen, die seit der Französischen Revolution 1789 auf der Straße gleiche politische Partizipation forderten: Revolutionärinnen, Sozialdemokratinnen, Frauenstimmrechtsaktivistinnen und Feministinnen.
„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ lautete der Slogan der Französischen Revolution. Obwohl nur von Brüdern die Rede ist, waren Frauen an den revolutionären Kämpfen um politische Mitbestim-mung und ein besseres Leben ebenso beteiligt wie im europäischen Revolutionsjahr 1848. Pariser Frauen beteiligten sich am Sturm auf die Bastille 1789, demonstrierende Arbeiterinnen lösten in St. Petersburg 1917 die Russische Revolution aus.

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Die Suffragetten

Die im Jahr 1903 von Emmeline Pankhurst gegründete Women’s Social and Political Union forderte das Frauenwahlrecht in Großbritannien auch mit militanten Mitteln, die als unweiblich galten. Die Suffragetten (von engl. suffrage = Wahlrecht) störten Wahlversammlungen, beschädigten ab 1908 öffentliche Einrichtungen und schließlich auch Privateigentum. Ihre oft spektakulären Aktionen erzeugten große mediale Aufmerksamkeit für ihr Anliegen – auch im Ausland.

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Politischer Kampf ums Frauenwahlrecht auf der Straße in Österreich

Die bürgerlich-liberale Frauenstimmrechtsbewegung in Österreich mied die Straße und nutzte Petitionen und Versammlungen als Mittel zur Durchsetzung des Frauenwahlrechts. Sozialdemokratinnen hingegen hielten auch Demonstrationen ab. Beim Frauentag 1912 zogen sie, von männlichen Ordnern flankiert, von den Sophiensälen im dritten Bezirk zur Wiener Ringstraße und erregten bei der „lustwandelnden Bourgeoisie nicht geringes Aufsehen“, so die Arbeiter-Zeitung.

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Die Forderungen der neuen Frauenbewegungen

Die autonome Frauenbewegung forderte lautstark das Selbstbestimmungsrecht der Frauen über ihre Körper. Mit Demonstrationen und Kunstaktionen bauten die Aktivistinnen auf der Straße Druck auf, sodass die SPÖ-Regierung schließlich 1973/1974 die Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs bis zur zwölften Woche gegen den Widerstand von ÖVP und FPÖ beschloss.
Abtreibungsgegner*innen initiierten bereits 1975 ein Volksbegehren, das den Schwangerschaftsabbruch wieder strafbar machen sollte. Für ihre Kampagnen benutzten sie Fotos und symbolhafte Darstellungen von Embryonen, um zu unterstreichen, dass menschliches Leben ab dem Zeitpunkt der Befruchtung unter Schutz zu stellen sei.

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