Wirtschaft und Aufbau > Aufbauhilfen und ERP

ht1ut1-1ht1ut1-2ht1ut1-3ht1ut1-4ht1ut1-5ht1ut1-6Nach den UNRRA-Hilfslieferungen der unmittelbaren Nachkriegszeit initiierte der US-Kongress 1947 das European Recovery Program (ERP), das – neben der Behebung von Kriegsschäden – Westeuropa als Wirtschaftpartner wiederaufzubauen versuchte. Die USA stellten Geld- und Sachwerte zur Verfügung, wobei die Waren in den Empfangsländern zu Inlandspreisen verkauft werden mussten. Mit den Erlösen wurden in nationaler Währung so genannte Counterpart-Konten angelegt. Diese Fonds wurden – in Abstimmung mit den USA – zur Währungsstabilisierung oder zur Finanzierung von Wirtschaftsinvestitionen verwendet.

Österreich tritt dem ERP-Programm bei

Österreich unterzeichnete das ERP-Abkommen am 2. Juli 1948 und erhielt bis Ende 1953 Hilfslieferungen im Wert von ca. 1 Milliarde Dollar. Auf Grund der wirtschaftlich und politisch schwierigen Lage des Landes wurde die ERP-Hilfe als Schenkung übergeben und 1962 in das volle österreichische Verfügungsrecht gestellt. Der daraus entstandene Fonds, der nach wie vor für strukturverbessernde Maßnahmen des Bundes verwendet wird, ist heute privatwirtschaftlich geführt. Die gezielte Förderung der Schwerindustrie durch Counterparts wirkte sich nachhaltig auf die österreichische Wirtschaftsentwicklung der Nachkriegszeit aus.
Obwohl Österreichs Wirtschaft und Bevölkerung von den Hilfslieferungen der Staatengemeinschaft und der USA im Besonderen abhängig war, gab es doch kritische Stimmen, die Gefahren in einer zu engen Bindung an die USA sahen.

Wirtschaftshilfe und der Kalte Krieg

Die kommunistische Machtübernahme in der Tschechoslowakei 1948, der steigende Druck der Sowjetunion auf Finnland und der Ausbruch des Korea-Krieges führten zur Verschärfung des Ost-West-Konflikts und zur Aufstellung von Handelsbeschränkungen, die Auswirkungen auf Österreichs Wirtschaft hatten.
Mit dem Export Control Act von 1949 erklärten die USA den Außenhandel zu einem Teil ihrer Außen- und Sicherheitspolitik. Weiter verschärft wurde die Situation durch den so genannten "Battle Act" von 1951, durch den die USA die Hilfslieferungen des Marshall-Plans mit der Einhaltung der Embargobestimmungen gegenüber den Comecon-Staaten verknüpften.

Österreich zwischen Ost und West – ein Beispiel

Das nebenstehende Aktenkonvolut aus den Beständen des Bruno Kreisky Archivs zu diesem Thema illustriert das Spannungsfeld, in dem sich Österreich zu Beginn des Kalten Krieges zu positionieren versuchte.
Österreich wollte sich auch für seine mitteleuropäischen Nachbarn und die Sowjetunion wieder als Handelspartner etablieren. Nachdem Handelsminister DDDr. Udo Illig (ÖVP) öffentlich die amerikanische Position kritisiert und gegenüber dem Außenministerium seinen Unwillen bekundet hatte, Warenlieferungen ans Ausland erst auf ihre Verträglichkeit mit den amerikanischen Wünschen überprüfen zu lassen, kam es zu Verstimmungen mit den USA und auch zu innenpolitischen Kontroversen.