Aktion "Selbst ist die Frau" von Erika Mis im Dezember 1972 Erika Mis schrieb rückblickend zu dieser Aktion: "Es war knapp vor Weihnachten. Die Wiener Mariahilferstraße war frequentiert mit Menschen, die mit ihren Weihnachtspaketen unterwegs waren. Die haben nicht schlecht gestaunt, wie sie mich da an den Karren gefesselt gesehen haben. Bekleidet war ich mit einem Sträflingsanzug, auf dem § 144 zu lesen war. Drei Männer zogen den Karren: Ein Arzt, ein Priester und ein Richter. Viele Frauen und Männer aus den verschiedensten politischen Lagern nahmen an dieser Demo teil, die einen beachtlichen medialen Nachhall fand. Diese Aktion 'Selbst ist die Frau' machte ich für die ersatzlose Streichung des § 144. Nachdem während der Nazizeit die Abtreibung mit Todesstrafe geahndet wurde, galt mit Beginn der Zweiten Republik der Schwangerschaftsabbruch als Verbrechen. Die Fristenlösung trat am 1. 1. 1975 in Kraft, fünfzig Jahre nachdem Sozialistinnen erstmals im Parlament den Antrag auf Straffreiheit für Abtreibung gestellt hatten. Diese Aktion habe ich jenen Frauen gewidmet, die in Hinterzimmern bei den sogenannten 'Engelmacherinnen' elendiglich verblutet sind. In den 1950er-Jahren haben 1,2 Millionen Frauen laut dem Deutschem Ärzteblatt jährlich – damals noch illegal – abgetrieben, davon starben 10.000 an den Folgen des Eingriffs. Weltweit werden jedes Jahr schätzungsweise fünf Millionen Frauen wegen abortbedingter Komplikationen in eine Krankenhaus eingeliefert, und etwa 47.000 Frauen sterben. Frauenrechte müssen immer wieder neu erkämpft werden. Durch Zusammenschluss könnten Frauen alles erreichen. Ein Rätsel, warum Frauen in der heutigen Zeit dieses demokratische Recht so wenig wahrnehmen. Ich möchte jede Frau ermutigen für sich selbst und ihre Rechte einzutreten. Ich möchte jede Frau ermutigen für ihre Schwestern, die in prekären seelischen und materiellen Situationen sind, praktische Unterstützung zu geben. Auch dies ist ein Teil des Feminismus." © Erika Mis-Swoboda