Kommunikationsräume > Sozialistische Frauentagsfeiern

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ht6ut1-4Die 1940er und 50er Jahre waren die Blütezeit der sozialistischen Frauentagsfeiern. Die SP-Frauen begingen den Frauentag über die Dauer von vier bis sechs Wochen mit zahlreichen Veranstaltungen in ganz Österreich. Das traditionelle Datum des Frauentages, der 8. März, spielte dabei keine wesentliche Rolle. Der alljährliche Höhepunkt der Feierlichkeiten war eine große Kundgebung, die abwechselnd in einer der österreichischen Landeshauptstädte stattfand. Mehrere tausend Menschen nahmen daran teil; bei der Abschlusskundgebung des Frauentages in Wien 1947 sollen rund 35.000 Frauen über die Ringstraße gezogen sein. Um den internationalen Charakter dieser Feiern zu betonen, wurden oft Sozialistinnen aus dem Ausland als Festrednerinnen geladen. Es war eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen die Parteifrauen öffentliche Präsenz zeigen konnten. Die Parolen der Frauentagsfeierlichkeiten spiegelten allerdings nicht die Arbeit des SP-Frauenzentralkomitees wider, sondern sie beschränkten sich meist auf allgemeine Forderungen nach Frieden und einer besseren Welt.

Die Frauenorganisation der SPÖ

Die Frauenorganisation der SPÖ hatte die zentrale Aufgabe, weibliche Mitglieder für die Partei zu rekrutieren. Seine politischen Anliegen, wie beispielsweise Vorschläge zu einer Revision des Familienrechtes oder des Abtreibungsgesetzes stellte das Frauenzentralkomitee aus Gründen der Parteidisziplin und um die Koalitionsarbeit der SPÖ in der Regierung mit der ÖVP nicht zu gefährden, hintan. Die SP-Frauen waren in allen Bereichen von der Unterstützung der Partei abhängig: Insbesondere bei der Verteilung von Budgetmitteln und der Vergabe von FunktionärInnenposten mussten sie hart (und meist mit geringem Ergebnis) um ihre Anteile kämpfen.

Im Gegensatz zu den autonomen Frauenbewegungen der 1970er Jahre verstand sich die SP-Frauenorganisation der 1940er und 1950er Jahre nicht als exklusiver Frauenort. Das zeigt sich etwa in der Teilnahme von männlichen SPÖ-Mitgliedern bei den Aufmärschen und in den Reden von hohen Parteifunktionären bei Frauentagskundgebungen. Die Präsenz von Männern sollte die Bedeutung der Frauentage öffentlich, aber auch innerparteilich unterstreichen, denn in der Partei wurde immer mehr Kritik an der zeitaufwändigen Organisation dieser Feierlichkeiten laut.

Frauentag versus Muttertag

Der Erfolg des bürgerlichen Muttertages veranlasste die SP-Frauen, sich ebenfalls um die Mütter als Zielgruppe zu kümmern und ähnliche Feiern zu veranstalten. Das Zentralsekretariat der SPÖ schlug vor, den Frauentag mit dem Muttertag zusammen zu legen und den gemeinsamen Feiertag in den Herbst zu verschieben. Damit sollte die Konkurrenz des Frauentages zu den Maifeiern geschwächt und der 1. Mai als alleiniger festlicher Höhepunkt des Frühjahres gesetzt werden. Zwar befürworteten viele Mitglieder des Frauenzentralkomitees die gemeinsamen Feiern, doch sprach sich die Mehrheit des Frauenzentralkomitees gegen eine Verlegung in den Herbst aus. Muttertag und Frauentag wurden weiterhin getrennt gefeiert.