Politik Presse Partei > Vermittlungsprogramm für SchülerInnen
Das SchülerInnenprojekt wurde vom Kreisky-Archiv für SchülerInnen der 8. bis 12. Schulstufe AHS entwickelt und im Juni 2016 an der AHS Rahlgasse realisiert. Das Projekt setzte sich aus einer Vorbereitungsstunde, in der es um historische Quellen und deren Interpretation ging, einer Unterrichtsstunde mit Textanalyse, einer dreistündigen Exkursion in das Kreisky-Archiv und einer abschließenden Quizstunde zusammen.
Die didaktischen Unterlagen können heruntergeladen, an die jeweiligen Lehrinhalte der Oberstufe angepasst und nach Bedarf erweitert werden. Beim vorliegenden Vermittlungsprojekt, das mit SchülerInnen der 5A/B Rahlgasse durchgeführt wurde, lag der inhaltliche Schwerpunkt auf der Rolle der Printmedien im politischen Diskurs der 1930er Jahre.
Um das Lebensgefühl von Jugendlichen in den 1930er Jahren authentisch zu vermitteln, wurden die Erinnerungen der ehemaligen Rahlgassenschülerin Edith Ehrenthal herangezogen, die in unmittelbarer Nachbarschaft des „Vorwärts“-Gebäudes wohnte. Anhand ihres Schülerausweises erarbeiteten die Jugendlichen, was mit Sicherheit aus diesem Dokument abgeleitet werden kann (Geburtsdatum, Geburtsort, Adresse, Name der damaligen Direktorin u.s.w.). In einem zweiten Schritt ging es um freie Assoziation: Welche Gedanken/Vermutungen ließen sich anhand dieses Dokuments anstellen? Interessanterweise lagen manche SchülerInnen mit ihren Vermutungen recht nahe an der Realität. In der darauffolgenden Unterrichtsstunde wurde das „Rätsel“ um die Identität der ehemaligen Rahlgassenschülerin aufgelöst. Edith Ehrenthal schildert in ihren Erinnerungen persönliche Erlebnisse und einschneidende politische Umbrüche wie die Ermordung von Bundeskanzler Dollfuß und den „Anschluss“ Österreichs aus der Perspektive eines elfjährigen Mädchens. Bei der Diskussion mit den SchülerInnen zeigte sich, dass diese bereits über ein breites Wissen zum Thema Verfolgung jüdischer MitbürgerInnen, Exil und Emigration verfügten, jedoch wenig über Alltags- und Mediengeschichte. Beeindruckt zeigten sie sich einerseits von Ehrenthals Schilderungen auf Gefühlsebene (erste Freundschaft) und vom Fehlen moderner Verkehrs- und Kommunikationsmittel (Auto, Handy).
Bei der Exkursion in das Kreisky-Archiv wurden nach einer Einführung (Was wird gesammelt?, Benutzerordnung etc.) verschiedene Exponate zur Pressezensur (Zensurstellen in der „Arbeiterzeitung“ ab April 1933, Verbot der Zeitung ab Februar 1934) sowie das Gefängnistagebuch Bruno Kreiskys gezeigt. Als „highlight“ erwiesen sich jedoch seine (schlechten) Schulzeugnisse. Um die SchülerInnen aktiv einzubinden, wurden sie gebeten, bei der Rückkehr in ihre Schule das Wohnhaus Edith Ehrenthals zu suchen und zu fotografieren. In der abschießenden Quizstunde wurden die Unterschiede im Straßenbild auf dem Foto aus dem Jahr 1939 und den von den SchülerInnen gemachten (Handy-) Fotos herausgearbeitet. Mit der Verleihung von Zertifikaten (Anwendung von wissenschaftlichen Methoden und Analyse von historischen Quellen) (Abb.8) wurden die SchülerInnen in die Ferien entlassen.