"Sie meinen es politisch!" 100 Jahre Frauenwahlrecht > Autonome Frauenräume
In den Jahrzehnten vor und nach 1900 gab es in vielen Ländern Frauenbewegungen, so auch in Österreich. Bürgerlich-liberale Aktivistinnen setzten sich vorrangig für Bildungs- und Berufsmöglichkeiten für Frauen ein, ein Teil von ihnen forderte zudem das Frauenwahlrecht. Ebenfalls in einem internationalen Zusammenhang entwickelte sich in Österreich, ausgehend von der Student*innenbewegung, ab den 1970er Jahren eine neue Frauenbewegung. Diese musste sich erst eigene Räume der Vernetzung schaffen und wollte dafür nicht auf Parteistrukturen zurückgreifen. Sie organisierte sich in autonomen Frauenräumen.
Die Gründung des ersten österreichischen Frauenwahlrechtsvereins
Frauen waren 1848 aus den revolutionären Klubs der Männer und ihren Vorstellungen vom „allgemeinen“ Wahlrecht ausgeschlossen. Karoline von Perin und ihre Mitstreiterinnen gründeten deshalb den Wiener Demokratischen Frauenverein, der nach nur zwei Monaten verboten wurde. Er setzte sich für die politische Gleichberechtigung der Frauen ein und war der erste Frauenwahlrechtsverein in Österreich.
Der Wiener Frauenklub
Ausgehend von den USA und Großbritannien entstanden in vielen Städten um 1900 Frauenklubs, so auch in Wien. Sie waren Treffpunkte, insbesondere für erwerbstätige Frauen, Studentinnen und Frauenbewegungsaktivistinnen. Eine Vernetzung mit der internationalen Frauenbewegung fand über ausländische Vortragende sowie Gäste und internationale Zeitungen und Zeitschriften statt.
Internationale Vernetzung
Ab den 1860er Jahren wurden in den USA und in Großbritannien erstmals breite Kampagnen für das Frauenwahlrecht initiiert. Bürgerlich-liberale Aktivistinnen organisierten sich ab 1880 und verstärkt ab 1900 in vielen Ländern, um für das Frauenwahlrecht einzutreten. Ein Austausch über Ländergrenzen hinweg fand über Vortragsreisen, Briefe und Publikationen sowie auf Kongressen statt.
Frauenbildungsbewegung
Die bürgerlich-liberale Frauenbewegung begann als eine Frauenbildungsbewegung. Aktivistinnen, darunter viele Lehrerinnen, prangerten den Mangel an höherer Mädchenbildung und an Erwerbsmöglichkeiten für Frauen an. Gerade Lehrerinnen, die sich in der Konkurrenz mit männlichen Kollegen aufgrund des fehlenden Frauenstimmrechts als politisch marginalisiert wahrnahmen, protestierten wiederholt gegen den Ausschluss der Frauen vom Wahlrecht.