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Chile

ht11ut3-1ht11ut3-2ht11ut3-3ht11ut3-4ht11ut3-5aAm 11. September 1973 stürzte General Augusto Pinochet die gewählte sozialistische Regierung Salvador Allendes in Chile durch einen blutigen Militärputsch. Unmittelbar danach wurden vor allem Mitglieder und Sympathisanten von Regierung, Linksparteien und Gewerkschaften gefoltert und ermordet. In den folgenden 17 Jahren Diktatur standen Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. In vielen westlichen europäischen Ländern wurde die Solidarität mit den Opfern der Militärdiktatur in Chile die Grundlage einer starken politischen Bewegung, so auch in Österreich. In der 1973 gegründeten Chile-Solidaritätsfront kooperierten – für die damalige Zeit ungewöhnlich – neben anderen Gruppierungen SPÖ, KPÖ und katholische ArbeiterInnenjugend.

Zunächst nahm Österreich 250 chilenische Flüchtlinge auf. Bundeskanzler Bruno Kreisky ermöglichte es später immer wieder, über die vorgesehenen Quoten hinaus Visa für Härtefälle zu bekommen. Das in der Kaiserebersdorfer Kaserne bestehende Flüchtlingslager wurde von den ChilenInnen in „Macondo“ – nach einem fiktiven Dorf aus dem Roman Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Márquez umbenannt. Zu Konflikten innerhalb der Siedlung kam es zwischen Flüchtlingen aus osteuropäischen kommunistischen Ländern und den größtenteils in linken Gruppierungen organisierten ChilenInnen. Insgesamt emigrierten 1.500 bis 2.000 ChilenInnen nach Österreich. Sie bilden in Wien bis heute eine gut vernetzte Community, die regelmäßige Kulturveranstaltungen im Kulturzentrum „Centro Once“ in Simmering organisiert.

1980 kam es zu schweren Konflikten innerhalb der SPÖ, als Steyr-Panzer an Chiles Militärjunta geliefert werden sollten. Erst massive Proteste der österreichischen Chile-Solidarität und der Widerstand einiger SPÖ-Regierungsmitglieder, wie des damaligen Innenministers Erwin Lanc, führten zu einem Stopp des Exports.