Fluchtpunkt Wien > Ungarn

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Ungarn

Durch die Unterzeichnung des Staatsvertrags hatte sich die außenpolitische Lage Österreichs 1955 entspannt. Im selben Jahr trat Österreich der Genfer Flüchtlingskonvention bei. Die „Revolution“ in Ungarn gegen die Regierung der kommunistischen Partei und die sowjetische Besatzungsmacht begann am 23. Oktober 1956 mit einer Studentendemonstration in Budapest, die demokratische Veränderungen forderte.

Der Aufstand wurde durch sowjetische Truppen blutig niedergeschlagen. Innerhalb weniger Wochen flohen 200.000 UngarInnen über die burgenländische Grenze nach Österreich, wo niemand mit einem derartigen Ansturm gerechnet hatte. Die vorhandenen Aufnahmekapazitäten reichten bei weitem nicht aus. Das Erstauffanglager in Eisenstadt war noch nicht adaptiert, ebenso die ehemalige Kadettenschule in Traiskirchen, wo völlig unzureichende sanitäre Verhältnissen herrschten. Innenminister Oskar Helmer verfügte am 26. Oktober 1956, dass allen Flüchtlingen ohne Rücksicht auf ihr individuelles Motiv Asyl gewährt werden solle. Schulen und ehemalige militärische Gebäude wurden zu provisorischen Unterkünften umgewandelt, auch zahlreiche Privathaushalte beherbergten Flüchtlinge.

Am 4. November 1956 installierte die Sowjetunion eine pro-sowjetische Regierung unter János Kádár. Danach wurden hunderte Aufständische durch die kommunistischen Machthaber hingerichtet und zehntausende eingekerkert oder interniert. Ende November 1956 sperrte Ungarn die Grenze zu Österreich und errichtete einen Minengürtel, die Flucht über den „Eisernen Vorhang“ wurde dadurch lebensgefährlich.
Die meisten ungarischen Flüchtlinge wanderten nach mehrmonatigem Aufenthalt in Österreich in die USA, nach Kanada und nach Australien aus, 18.000 blieben in Österreich.