Macht Politik Entscheidung > Nationalsozialismus
Am 11. März 1938 wurde auf Verlangen Adolf Hitlers eine österreichische Regierung unter dem Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart gebildet, Bundeskanzler Kurt Schuschnigg trat zurück. Am 12. März 1938 marschierten deutsche Truppen in Österreich ein. Am 13. März verlautbarte die Regierung den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Das "Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich" wurde am selben Tag erlassen. Die in Österreich zwischen dem 1. Juli 1933 und dem 13. März 1938 verbotene NSDAP hatte sich im Untergrund gut auf den Anschluss vorbereitet. Das wurde im Straßenbild mit der Beflaggung und dem öffentlichen Auftreten von Gliederungen der NSDAP sichtbar, aber auch in der Geschwindigkeit, mit der gesellschaftliche Einrichtungen und Institutionen auf nationalsozialistische Linie gebracht wurden. Mit massiver Propaganda und politischem Druck konnte das nationalsozialistische Regime weite Teile der Bevölkerung für sich vereinnahmen. Die Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, am 10. April 1938, die unter großem Druck und Kontrolle stattfand, ergab eine Zustimmung von über 99%.
Verfolgung
Gleich nach dem Anschluss begannen die Nationalsozialisten mit einer starken Verfolgungswelle in verschiedenen Teilen der Bevölkerung. Die meisten Opfer zählten die Juden und Jüdinnen Wiens, ab 1941 wurden rund 60.000 Menschen deportiert und ermordet, etwa 120.000 konnten ihr Leben durch Emigration retten. Die Verfolgungen betrafen aber auch Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen, Kommunisten und Kommunistinnen, Roma und Sinti, Homosexuelle, Angehörige verschiedener Glaubensrichtungen, sowie als "asozial" klassifizierte Menschen. Tausende wurden durch Euthanasie und strafrechtliche Verurteilungen ermordet. Augenfällig ist die rege Beteiligung der Bevölkerung an demütigenden Aktionen gegenüber Juden und Jüdinnen sowie an der persönlichen Bereicherung durch so genannte wilde "Arisierungen". Die Behörden gingen bei der Durchführung der diskriminierenden Gesetze so effizient vor, dass Wien bei der Reichsführung den Ruf einer Musterstadt für "Arisierung" und Vertreibung erwarb.
Widerstand
Widerstandsgruppen in Österreich mussten relativ isoliert agieren, da sie wegen der hohen Identifizierung mit dem Nationalsozialismus nur wenig Rückhalt in der Bevölkerung fanden. Widerstandshandlungen bestanden meist in Aufklärungspropaganda oder Hilfeleistungen für Verfolgte, gewaltsamer Widerstand war selten. Dennoch war die Zahl der Opfer hoch: Rund 2.700 Menschen wurden wegen Widerstandsaktivitäten hingerichtet. Es waren sowohl linke als auch konservative Gruppierungen aktiv, die meisten Widerstandskämpfer und -kämpferinnen fanden sich jedoch unter den Kommunistinnen und Kommunisten. Mit der Moskauer Deklaration von 1943, in der gefordert wurde, Österreich müsse selbst zu seiner Befreiung beitragen, um die Unabhängigkeit wieder zu erlangen, kam dem Widerstand eine besondere Bedeutung zu.
Der Zweite Weltkrieg in Wien
Im Gegensatz zu vielen deutschen Gebieten war Österreich zunächst keinen Bombardierungen durch die Alliierten ausgesetzt. Viele Rüstungswerke wurden deshalb nach Österreich verlegt. Ab 1943 begannen die Alliierten, auch österreichische Städte anzugreifen. Zwar versuchten sie, gezielt kriegswichtige Produktionsstätten und Bahnanlagen zu zerstören, doch wurden immer wieder auch Wohngebiete bombardiert. Gegen Wien wurden insgesamt 53 schwere Fliegerangriffe geflogen. Der schwerste erfolgte am 12. März 1945, dabei wurden viele repräsentative Bauten der Innenstadt getroffen, darunter die Staatsoper und die Albertina. Durch die Bombenangriffe in Wien starben mehr als 8.000 Menschen, mehr als 6.000 Gebäude wurden völlig zerstört. Am 29. März 1945 marschierte die Armee der UdSSR in Ostösterreich ein und nahm am 13. April Wien ein.