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Zusammenfassung eines Gesprächs mit Maria Mesner am 18. Oktober 2022

M.L., geboren 1944, war 1964, 20-jährig, ungewollt schwanger, von einem Mann, der „fesch“ war, von dem sie aber kein Kind wollte. Ihre Entscheidung zum Abbruch war eindeutig. Sie wandte sich an eine Freundin, der sie vertraute, um Hilfe. Diese gab ihr eine Adresse. M.L. sagt, es waren Adressen im Umlauf von Ärzten, die illegale Abbrüche durchführten. Der Abbruch war teuer, ein Sparbuch, das die Eltern zur Verfügung stellten, musste aufgelöst werden.
Bevor der Arzt den Abbruch, zu dem M.L. mit ihrer Mutter ging, durchführte, hielt er eine „Moralpredigt“ und beschuldigte sie, keine Prinzipien zu haben. M.L. verweist darauf, dass das Verbot des Schwangerschaftsabbruchs den Ärzten die Heuchelei ermöglichte, ihren Patientinnen in dieser Weise zu begegnen und gleichzeitig für die Eingriffe hohe Summen zu verlangen.
M.L. sagt, ihre Geschichte sei keine Einzelerfahrung, nahezu alle Frauen ihrer Umgebung hätten ähnliche Erfahrungen gemacht.